© Burkhard Heise, 2012
Präzedenz (lat.) bedeutet Vorrang, Vortritt. Helmut Haas ist derjenige, der grundlegende Untersuchungen dazu durchgeführt hat.
Der Präzedenzeffekt hat in erster Linie Bedeutung bei Raumakustik und der PA-Beschallung, zum Beispiel bei der Lautsprecherabstimmung für einen Redner. Wenn Sie in der PA-Beschallung arbeiten, sollten Sie den Effekt kennen und berücksichtigen.
Bedeutsame Situationen ergeben sich beispielsweise bei Rednern, wenn Sie in einem langestreckten Raum Lautsprecher aufstellen, um die vorderen, mittleren und hinteren Reihen individuell zu beschallen. Dafür müssen Sie das erforderliche Delay für die jeweilige Lautsprecherreihe berechnen. Die hinteren Lautsprecher müssen zunehmend Delay aufweisen, damit der Direktschall (des Redners) nicht als Echo wirkt, weil er eine längere Zeit bis zum Ohr des Hinterbänklers benötigt.
Helmut Haas ist hat (schon 1951) bestimmte Aspekte der Präzedenz untersucht, nämlich den Einfluss von Laufzeitverlängerung und Pegel-unterschied auf die Sprachverständlichkeit. Ein Echo verringert die Sprachverständlichkeit, es kommt dabei aber auf die Pegelunterschiede zwischen Direktsignal und der ersten Reflexion an.
Demnach darf der Pegel einer ersten Reflexion im Zeitraum von 10-30 ms sogar höher liegen (bis zu 10 dB), ohne dass Direktschall und Erstreflexion als zwei getrennte Schallquellen wahrgenommen werden. Man lokalisiert weiterhin nur eine Schallquelle, nämlich die erste (Präzedenz).
Und nun kommt die Ableitung daraus:
Auf das berechnete Delay eines hinteren Lautsprechers werden zusätzlich 20 ms (die Haas-Effektzeit) addiert, damit die Stimme des Redners mit dem Lautsprechersignal verschmilzt und auch in den hinteren Reihen der Redner – und nicht der aufgestellte Lautsprecher – als Schallquelle identifiziert wird.
Der Pegel des Lautsprechers kann bei ausreichenden Laufzeitunterschieden zwischen Direktschall und Lautsprecher (10-30 ms) um bis zu 10 dB höher sein als der Direktschall.
So bekommt man eine laute aber eindeutige Beschallung hin, bei der auch die Zuhörer in den hinteren Reihen meinen, direkt den Redner und nicht den Lautsprecher zu hören.
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